Aspektlehre - Teil 1
Mit der Aspektlehre ist es uns möglich zu erkennen, auf welches Lebensthema man besonders achten sollte. So können wir herausfinden, welche Planeten in einer besonders starken Position sind, wo und in welchem Lebensgebiet Spannungen auftreten, was einem leicht von der Hand geht und natürlich wo und wann sich Glücksaspekte zeigen. Letzteres ist besonders gut zu wissen, um etwa persönliche Gewinnchancen, gute Zeitpunkte, glückliche Begegnungen oder Liebesaspekte zu errechnen. Seit jeher werden Aspekte in »gute« und »schlechte« unterteilt. In der heutigen Zeit wird häufig auch von synthetischen und analytischen Aspekten gesprochen. Dies lässt sich auf den Astrologen Thomas Ring (*18. 11.1892, deutscher Dichter, Maler, Astrologe) zurückführen, der sich von der klassischen Ansicht der guten und bösen Zuschreibungen löste. »Analytische Aspekte« beinhalten demnach etwas Unvereinbares, Trennendes, »synthetische Aspekte« hingegen sind einander erkennende und von verbindender Natur. Mit der Aspektlehre erkennen wir folglich, welche Kräfte und Energien zusammenwirken oder in Dissonanz stehen. Wir sehen die gegenseitige Unterstützung, ebenso wie Hürden und Blockaden. Zudem wissen wir, dass Synthese und Analyse bekanntermaßen nicht in gut oder böse zu übersetzen sind.
Aspekte verdeutlichen das Kräfteverhältnis im Horoskop
Der Wortherkunft nach lässt sich das lateinische Wort aspicio anführen, was so viel bedeutet wie »anschauen, anblicken«, ebenso wie auf das Wort aspektare, das wir mit »betrachten« übersetzen. Wenn sich also Planeten in einer geometrischen Ordnung, in einem bestimmten Winkel anblicken, so wirken sie aufeinander ein – man kann auch sagen: »Aspekte sind Energieströme.« Es gibt Aspekte, die in einem kräftigenden, fördernden Verhältnis zueinander stehen, sie ziehen quasi am selben Strang, und die Energie kann fließen. Andere Aspekte deuten wiederum auf einen gestörten Energiefluss hin, in diesem Fall stehen die Planeten in einem Verhältnis zueinander, das sie gegenseitig behindert. Als klassischer Spannungsaspekt ist beispielsweise das Quadrat zu nennen. In der psychologischen Deutung wird ein vermeintlich schlechter Aspekt nicht als Ausdruck einer außerhalb des Menschen befindlichen Schicksalsmacht betrachtet.
Zu sagen: »Weil ich diesen oder jenen Aspekt im Horoskop habe, geht es mir nun schlecht«, ist nicht richtig. Welche Krisen sich auch immer für den Horoskopeigner im Laufe seines Lebens ereignen mögen, es geht darum, wie er sich diesen stellt und welche Bedeutung er seinen Erfahrungen beimisst. Das Orakel von Delphi verlautet: »Erkenne dich selbst!« Damit ist auch gemeint, dass der Mensch durch Lebenskrisen erkennt, »wer er nicht ist«! Solche »Erkenntnisse aus der Krise« werden sehr gut durch die Spannungsaspekte im Geburtshoroskop transportiert und erkannt. Wenn man das Geburtshoroskop in Krisenzeiten analysiert, kann man Folgendes feststellen: Wenn beispielsweise ein Spannungsaspekt im Horoskop ausgelöst wird, etwa durch einen scharfen Transit von Saturn, der ein Radixquadrat aktiviert, wird gleichzeitig meist auch ein »guter Aspekt«, etwa ein Trigon, ausgelöst. Wir Menschen neigen oft dazu, den »schwierigen Aspekt« herauszulösen und solange auszuharren, bis dieser sich wieder verabschiedet. Besser ist es, alle Aspekte gleichzeitig zu betrachten, nur so wird man feststellen können, wo und wie sich der glückliche Weg aus der Krise findet – wo Schatten ist, da ist auch Licht!
Allgemeine Deutung der Aspekte
Generell sollte zuerst geklärt werden, welcher Planet mit wem in Verbindung steht und welche Energien sich miteinander im Austausch befinden. Aspekte werden in beide Richtungen gedeutet, der langsamere der beteiligten Planeten ist derjenige, der mehr Einfluss hat, doch der Energiestrom des anderen Planeten fließt immer mit ein. So wird beispielsweise eine Pluto-Venus-Konstellation von Venus weicher gemacht, Venus gibt sozusagen etwas von ihrem Charme mit dazu. Quadrate, Halbquadrate, Anderthalbquadrate, das ist der Abstand von 90°, 45° und 135°.
Analytische Aspekte fordern auf, das scheinbar Unvereinbare miteinander zu verbinden. Die Spannungsaspekte fördern das Problembewusstsein, was letztendlich wieder positiv zu deuten ist. Trigone, Sextile, Halbsextil, das ist der Abstand von 120°, 60° und 30°. Synthetische Aspekte deuten auf eine gute und leichte Ergänzungsmöglichkeit der beteiligten Planeten hin, auf einen guten und ungehinderten Energiefluss. Dieser wird gerne auch als selbstverständlich angesehen und deshalb nicht bewusst genutzt bzw. voll ausgeschöpft. Die analytischen Aspekte sollen die synthetischen zu Rate ziehen, um eine Lösung zu erzielen.
Die Konjunktionen
Die Planeten (zwei oder mehrere) stehen nebeneinander, Hand in Hand, und haben einen geringen Abstand zueinander. Ein oder mehrere Planeten stehen in Konjunktion mit Achsenpunkt AC – IC – DC – MC oder in Konjunktion mit einer Häuserspitze. In der Beurteilung stellt man fest, wie sich das Planeten-Team untereinander versteht, in welchem Zeichen diese stehen und welche Aspekte das Team zu anderen Planeten unterhält. Eine Konjunktion kann je nach Planetencharakter hemmender oder fördernder Natur sein. Durch das enge, konzentrierte Verbundensein ergibt sich eine Verdichtung von Energie, so kann der Charakter eines einzelnen Planeten nicht mehr voll zur Geltung kommen – man spricht auch von »Legierung«. Eine positive Konjunktion wird auch als karmisches Geschenk bezeichnet. Eine Spannungskonjunktion zeigt an, wo das Problem sitzt. Hier konzentrieren sich Energien, die sich sehr lange im Leben unbewusst mit bewegen. Meist werden diese durch äußere Vernetzungen und unerwartete Geschehnisse ans Licht befördert.
Die Teilung des Kreises durch die Zahl sechs ist ein Sextil. Dieses wird auch als glücklich und inspirierend angesehen und in Blau gezeichnet. Die Planeten stehen im jeweils übernächsten Zeichen. Ein Sextil gilt als ergänzend, aufbauend, ist ein geistiger, inspirierender sog. Glücksaspekt. Eine Sextilverbindung ist wie in einer guten Partnerschaft, in welcher der eine wie der andere es schätzt, welche Ideen und Möglichkeiten sich beim Erfahrungsaustausch ergeben und sich gegenseitig zu inspirieren. Um letztlich eine spontane Idee umzusetzen, fehlt dem Sextil jedoch die Dynamik. Das Sextil verrät uns im Geburtshoroskop, welches Potential in einem steckt und was unter vielen Möglichkeiten möglich wäre. Die Planeten stehen also mit 60 Grad unterstützend zueinander. Im Lauf des Tierkreises baut sich immer das jeweils übernächste Zeichen als harmonisch- inspirierendes Element und Zeichen auf. Das ist Feuer und Luft, Wasser und Erde. Wenn das vorliegende Tierkreiszeichen vom Element Feuer ist, dann ist der im Sextil stehende Planet in einem Luftzeichen. Das Feuer braucht die Luft um zu brennen, die Luft erwärmt sich durch das Feuer. Die Erde braucht das Wasser um fruchtbar zu sein, Wasser braucht die Erde für ein Flussbett.
Das Quadrat und das Trigon
Die Teilung des Kreises durch die Zahl vier ist ein Quadrat. Dieses wird auch als schwierig angesehen und in rot gezeichnet. Die Planeten stehen im Konflikt zueinander, sie verstehen sich einfach nicht so gut und müssen doch, durch das Quadrat verbunden, miteinander agieren und sich auf einer gewissen Ebene arrangieren. Es sind die Widersprüche, die inneren Konflikte und die zermürbenden Zwiegespräche, die ohne Unterlass auffordern nach Lösungen zu fahnden. Ein Quadrat ist wie ein Kraftwerk, das viel Energie freisetzt, weil es nie aufhört zu arbeiten – es ist ein komprimiertes Pulsieren. Quadrate schulen und trainieren Geist, Körper und Seele – immer weiter an einem Thema zu feilen, sich weiterzuentwickeln, fördert die eigene Zähigkeit und Kraft. Die Planeten stehen also mit 90 Grad in Verbindung mit den Elementen, die sich nicht optimal ergänzen, wie etwa Feuer mit Wasser oder Erde mit Luft. Das Quadrat folgt auf das Sextil. Beim Sextil haben wir erkannt, welches Potential vorhanden ist, was möglich wäre; mit dem nachfolgenden Quadrat könnte man sagen: »Vor den Erfolg hat der liebe Gott den Schweiß gesetzt.« Auch ein Scheitern oder Fehlentscheidungen gehören zum Quadrat. Ein Leben ohne größere Höhen und Tiefen (Spannungsaspekte) hat wenig Energie und man hat weniger die Möglichkeit, an Erfahrungen zu reifen. Die Teilung des Kreises durch die Zahl drei ist ein Trigon. Dieses wird auch als glücklich und fördernd angesehen und in blau gezeichnet.
Die Planeten stehen in den Zeichen, denen das gleiche Element zugeordnet ist. Das Trigon gilt als Glücksaspekt. Trigone geben Auskunft über Talente und welche Begabung im Leben besonders gefördert werden sollte. In den verschwenderischen Jugendjahren geht der Horoskopeigener meist ganz selbstverständlich mit seinen Talenten um, weil er denkt, dass das ja ganz selbstverständlich sei und jeder fähig dazu ist. Später stellt er sich vermutlich Fragen wie: »Welches Talent steckt in mir? Was macht mich »Besonders«? Was kann ich, das andere nicht können?« Die Planeten stehen also im 120-Grad-Winkel zueinander, sie stehen im gleichen Element. Die Unterstützung, die über das Trigon erfahren wird, wird meist als selbstverständlich angesehen, man weiß es nicht richtig auszuschöpfen. Nach dem Sextil (60 Grad), dem Quadrat (90 Grad), folgt in den 30-Gradschritten das Trigon (120 Grad). Das bedeutet, nach dem Erkennen der Möglichkeiten im Sextil, dem Fleiß, Konflikten und den Mühen etwas Brauchbares umzusetzen im Quadrat, folgt das Trigon mit der Leichtigkeit des einem innewohnenden Talents und man gelangt an sein Ziel – was einst als Möglichkeit im Raum stand, kann nun erreicht werden.